17. Juni 2008

Ribéry gegen Toni

In einer Viertelstunde beginnt das EM-Spiel Frankreich gegen Italien. Ich tippe ja auf ein Unentschieden, dann kommt Rumänien (mit ebenfalls unentschieden gegen die Niederlande) ins Viertelfinale.

Egal, hier erstmal ein schöner Clip mit Franck Ribéry und Luca Toni:

11. Juni 2008

Chossing Veeps, Teil 3

Apropos, wen wird eigentlich John McCain als Vize nominieren? Da finde ich die Antwort wesentlich leichter, das Feld ist kleiner. Ich tippe mal auf einen der folgenden:
  • Charlie Crist, Gouverneur von Florida. Vorteil: Regierungserfahrung in einem potentiellen Swing State. Nachteil: Nicht verheiratet, für die republikanische Basis heißt das: wahrscheinlich schwul.
  • Mitt Romney, bekannt aus dem Vorwahl-Zirkus. Vorteil: Regierungserfahrung in einem der liberalsten Bundesstaaten. (Eine alte Freundin von mir, die dort lebt, nennt West-Massachusetts den "Tofu-Gürtel".) Nachteil: Immer noch Mormone. Außerdem zu jung und smart, das lässt McCain noch älter aussehen.
  • Carly Fiorina, früher CEO von Hewlett-Packard. Muss man nicht weiter kommentieren.

Choosing Veeps, Teil 2

Heute schauen wir uns einmal die Kandidaten an, die Barack "Lichtgestalt" Obama derzeit wohl ebenfalls besichtigt und befragt, um eine geeignete Person für den zweiten Platz auf seinem "Ticket" zu finden. Völlig subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit würde ich folgende Personen als diskutable Kandidaten ansehen:
  • Hillary Clinton: Die unterlegene Konkurrentin aus den Vorwahlen wäre natürlich am besten dazu geeignet, bestimmte Wählergruppen (vor allem Wählerinnengruppen!) anzusprechen, bei denen Obama angeblich nicht so gut ankommt. Allerdings wäre diese Wahl mit einem hohen Risiko verbunden. Hillary ist sehr selbstbewusst und wird sich auf dem institutionalisierten Platz zwei wohl schwertun. Außerdem ist Gatte Bill - einstmals der begnadetste Wahlkämpfer seiner Generation - mittlerweile eher ein Sicherheitsrisiko. Tendenz: eher nicht.
  • John Edwards: Hat ebenfalls vieles, was Obama nicht hat. Er ist weiß, aus dem Süden und vertritt den populistisch-sozialromantischen Flügel der Partei. Allerdings klaffen Anspruch und Wirklichkeit oft auseinander (z.B. bei dreistelligen Friseurrechnungen), außerdem lässt er ein bisschen zu oft heraushängen, für wie toll er sich selbst hält. Seine öffentliche Unterstützung für Obama nach Monaten demonstrativer Neutralität kam einen Tick zu spät - zu einem Zeitpunkt, als Obama die Nominierung rechnerisch eh schon in der Tasche hatte. Tendenz: Hat schon gesagt, dass er nicht will, und das ist auch gut so.
  • Kathleen Sebelius, Janet Napolitano, Jennifer Granholm: Die Gouvernerinnen von Kansas, Arizona und Michigan kombinieren die Faktoren Frau und Regierungserfahrung. Jennifer Granholm ist allerdings in Kanada geboren, kommt also aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht in Frage. Sebelius repräsentiert einen der konservativsten Staaten der USA, die Wähler dort werden sich von ihr kaum dazu bewegen lassen, Obama zu mögen. Trotzdem: Sebelius ist von den dreien am ehesten ernsthaft im Rennen.
  • Diverse Senatoren und Ex-Senatoren aus konservativen Bundesstaaten: Evan Bayh, John Daschle, Sam Nunn, Jim Webb. Für alle gilt: Wenn sie es schaffen könnten, ihren Landsleuten Obama nahe zu bringen, wären sie eine sinnvolle Ergänzung des Ticket. Wenn! Tendenz: Evan Bayh dürfte im Rennen sein. Jim Webb ist wegen seiner Militärerfahrung aber noch interessanter.
  • Senatoren aus eher demokratischen Bundesstaaten: John Kerry (nicht wirklich, oder?), Patty Murray, Joe Biden, Chris Dodd, Jack Reed. Letzterer ist so unbekannt, dass ich bis gestern noch nie von ihm gehört hatte. Tendenz: Patty Murray ist der Geheimtipp!
  • Militärs: Neben Jim Webb (s.o.) bieten sich weitere ehemalige Generäle an, vor allem Wesley Clark. Auch ein gewisser James Jones, mir bislang ebenfalls völlig unbekannt, soll durchaus in Frage kommen.
  • Virginia: Der Bundesstaat, früher stramm republikanisch, entwickelt sich unerwartet zu einem umkämpften Battleground State. Da wäre ein VP aus Virginia vielleicht durchaus hilfreich. Also Jim Webb (s.o.), Mark Warner oder Tim Kaine. Habe ich gerade Jim Webb zum dritten Mal erwähnt? Hm...
Also, ich leg mich jetzt mal fest und sage: Jim Webb hat sehr gute Aussichten. Patty Murray ist mein Geheimtipp. Evan Bayh, Kathleen Sebelius und Wes Clark sind mit Außenseiterchancen dabei. Und wahrscheinlich wird es am Ende jemand, den keiner auf der Rechnung hatte. Oder doch Hillary.

7. Juni 2008

Jetzt wird's kompliziert

Die Diskussion der möglichen Obama-Vizes spare ich mir einstweilen für später auf. Heute befassen wir uns zunächst einmal mit dem National Popular Vote Interstate Compact. Was um alles in der Welt ist das denn?

Also von vorne: Mittlerweile hat sich ja herumgesprochen, dass die Amerikaner ihren Präsidenten nicht direkt wählen (wäre ja auch zu einfach), sondern jeweils pro Bundesstaat eine Gruppe von Wahlmännern bestimmen, die dann ihrerseits eine Präsidenten (und einen Vizepräsidenten wählen). Dieses Wahlmännerkollegium, das Electoral College (EC), ist vermutlich das ulkigste Staatsorgan in der westlichen Welt. Ähnlich wie die deutsche Bundesversammlung erfüllt sie nur den einzigen Zweck der Wahl eines Staastoberhaupts. Im Gegensatz zur Bundesversammlung tritt das EC aber noch nicht einmal tatsächlich zusammen. Es treffen sich lediglich die Wahlmänner eines jeden Bundesstaates in der dortigen Hauptstadt und geben ihre Stimme zu Protokoll. Diese Stimmabgabe wird dann von der Staatsregierung (typischerweise eine Aufgabe für den Secretary of State, der auf Staatsebene in etwa dem hiesigen Innenminister entspricht [während der Secretary of State des Bundes nichts anderes als der Außenminister ist - die spinnen, die Amis...]) nach D.C. gemeldet. Dort werden die Stimmen zusammengezählt und das Ergebnis verkündet.

Der Clou besteht nun darin, dass die Zahl der Wahlmänner pro Bundesstaat zwar zentral festgelegt ist. Sie entspricht der Zahl der Abgeordneten des Staates im Bundesparlament (Congress), also jeweils 2 (für die zwei Senatoren pro Staat) + x (für die x Vertreter des Staates im Abgeordnetenhaus. Wie die Wahlmänner gewählt bestimmt werden, ist aber jedem einzelnen Staat selbst überlassen! Jeder Bundesstaat hat eine eigene Regelung zur Wahl der Wahlmänner, und es ist reiner Zufall (oder eher: Ausdruck eines zeitgemäßen Anspruchs an eine Legitimation durch Volkswahl), dass heutzutage in allen Staaten die Wahlmänner per Wahl bestimmt werden. Früher war es durchaus nicht unüblich, dass die Wahlmänner vom Staatsparlament bestimmt wurden. Theroetisch könnte man auch vorsehen, dass die Wahlmänner ausgelost werden - aus Sicht der Bundesverfassung spräche jedenfalls nichts dagegen. Standard ist aber wie gesagt heutzutage die Wahl der Wahlmänner (en bloc, d.h. es stehen zwei oder mehr Gruppen von Wahlmännern zur Auswahl, die sich jeweils vorab einem bestimmten Kandidaten verschrieben haben). In Übereinstimmung mit dem auch ansonsten verbreiteten Mehrheitswahlrecht gilt dabei beinahe überall ein striktes "Winner takes all". Es gilt die einfache Mehrheit, alle Stimmen für die unterlegenen Kandidaten (genauer: für die Wahlmänner, die sich zur Wahl der unterlegenen Kandidaten verpflichtet hatten) fallen unter den Tisch. Die einzigen Ausnahmen sind Maine und Nebraska, wo ein etwas komplizierteres Verfahren zur Einzelwahl von Wahlmännern auf Wahlkreisebene gilt. In der Praxis haben allerdings auch Maine und Nebraska bislang immer einheitliche Wahlmännergruppen bestimmt, denn Maine ist ebenso solide demokratisch gesinnt wie Nebraska stockrepublikanisch ist. (Aber man merke sich diese Besonderheit. Irgendwann kommt bestimmt einmal eine Wahl, die so knapp ausgeht, dass es auf eine der Wahlkreisstimmen von Maine oder Nebraska ankommt. Dann geht das Theater erst richtig los...)

Soweit der Status quo. Dieses Verfahren sorgt dafür, dass der Präsidentschaftswahlkampf eine für unser Verständnis sehr merkwürdige Assymetrie entwickelt hat: Wahlgekämpft wird praktisch nur in den Bundesstaaten, in denen der Kandidat eine reelle Chance auf eine Mehrheit hat (swing states). Große Staaten wie Kalifornien (55 Wahlmänner, solide demokratisch) oder Texas (34 Wahlmänner, solide republikanisch) bleiben vom Wahlkampf weitgehend verschont, während mittelgroße wie Ohio (20 Wahlmänner) oder sogar kleine wie Nevada (3 Wahlmänner) heftig umworben werden. Die Wahlschlacht (sowohl medial als auch im Hinblick auf persönliche Auftritte der Kandidaten) konzentriert sich von Wahl zu Wahl mehr auf einige wenige Staaten. Mit welcher Mehrheit Kalifornien oder New York einen Demokraten wählen, ist völlig irrelevant, wenn es dem Kanidaten nicht zugleich gelingt, die Swing States zu erobern. Daher kann im Extremfall ein Kandidat eine Mehrheit im Electoral College gewinnen, ohne die Mehrheit der insgesamt abgegebenen Stimmen auf sich vereint zu haben. Zuletzt geschehen im Jahre 2000, die Älteren werden sich noch erinnern. Dass das heutzutage ein bisschen dem gesunden Volksempfinden widerspricht, wonach derjenige eine Wahl gewinnen sollte, der die meisten Stimmen hat, muss man nicht näher erläutern. Also gab es immer wieder Versuche, das Verfahren zu ändern und beispielsweise eine direkte Mehrheitswahl einzuführen. Da eine Änderung der Bundesverfassung sehr schwierig ist und gerade die kleinen Staaten, die im gegenwärtigen System überrepräsentiert sind, wenig Interesse an einer Änderung haben, wird es auf absehbare Zeit wohl nicht dazu kommen.

Als Erstzlösung kursiert seit einigen Jahren ein Plan, der so genial einfach ist, dass man ihn einfach als genial bewundern muss: der National Popular Vote Interstate Compact. In den eigenen Worten seiner Verfechter wird der Plan hier sehr gut erläutert, aber natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, das Ding in aller Kürze auch vorzustellen. Der NPVIC ist ein Staatsvertrag zwischen beliebig vielen Bundesstaaten, in dem diese sich verpflichten, ihre Wahlmänner künftig nicht mehr nach dem Ergebnis in ihrem eigenen Staat zu vergeben, sondern nach dem landesweiten Ergebnis. Warum sollte ein Staat das tun? Weil andere es auch tun! Der Clou beim NPVIC ist nämlich folgender: Die neue Methode der Wahlmännerzuteilung wird erst dann angewandt, wenn die Wahlmännerstimmen derjenigen Staaten, die sich darauf verpflichtet haben, die magische Summe von 270 (= Mehrheit im EC) übersteigen. Damit wäre gewährleistet, dass die so verpflichteten Staaten zusammen immer die Wahl entscheiden können. Wer nicht mitmacht, wird irrelevant.

Bislang haben 4 Staaten den NPVIC ratifiziert, das entspricht 50 Wahlmännerstimmen. Fehlen also nur noch 220. Weiter so!

Choosing Veeps

Ich hatte gestern die Freude, mit einer Gelegenheitsleserin dieses Blogs einige Gläser Wein zu trinken, und habe fahrlässigerweise beim zweiten Silvaner gelobt, die Schreibfrequenz zu erhöhen. Mir brennt ja schon seit Wochen ein Beitrag zum Thema "Warum ich Barack Obama nicht mag, Teil xxx" unter den Nägeln, aber das muss erstmal warten. Für heute beschäftigen wir uns mit Obamas aktuellem Problem Nummer eins: Wen nominiere ich als Vizepräsidentschaftskandidat?

Traditionellerweise galt der Vizepräsident der USA als ein ziemlich einflussloser Mensch, der nur im wenig erstrebenswerten Fall eines Ausfalls des Amtsinhabers vor die Kulissen treten und seine Aufgabe als Lückenbüßer übernehmen musste. Als Truman 1945 nach FDR's Tod nicht ganz unerwartet, aber völlig unvorbereitet das Amt übernehmen musste, wusste er angeblich nicht mal, dass amerikanische Wissenschaftler seit Jahren an der Herstellung einer Atombombe arbeiteten. Wenige Wochen später befahl er ihren Ersteinsatz. Trotz dieses instruktiven Beispiels waren auch seine Nachfolger als VP noch jahrzehntelang zum Zuschauen verdammt. Al Gore war praktisch der erste VP, der auch als solcher eigenständige operative Zuständigkeiten hatte. Über das Verhältnis von Dick Cheney zu dem unter ihm dienenden Präsidenten verlieren wir gnädigerweise erst gar keine Worte.

Aber zurück zum Thema: Wie wählt man eine geeignete Person für dieses Amt aus? Früher lautete das Motto: Balancing the ticket. Sprich: man wählte jemanden aus, der im Vergleich zu dem Mann an der Spitze als geographischer, politischer oder auch charakterlicher Ausgleichsfaktor gesehen wurde. Der liberale Neuengländer Kennedy und der konservative Texaner Johnson. Der kalifornische Schauspieler Reagan und der Ostküsten-Establishment-Bush. Auch insoweit betraten Bill Clinton und Al Gore echtes Neuland: Der junge Südstaaten-Gouverneur und der junge Südstaaten-Senator, beide waren eher vom rechten Flügel ihrer Partei, beide sind Baptisten, beide waren Vietnam-Drückeberger (ja, ich weiß, Al Gore war in Vietnam - als Army-Journalist), beide hatten Jura studiert (Gore allerdings das Studium abgebrochen), undsoweiter. Verblüffenderweise funktionierte dieses unbalancierte Ticket recht gut, und das Duo verbrachte acht Jahre im Weißen Haus. Seither geht der Trend eher dahin, über die Wahl des VP-Kandidaten die Stärken des Mannes an der Spitze zu betonen. Das klassische balancierte Ticket griff demgegenüber die Schwächen des Präsidentschaftskandidaten auf und versucht, sie über die Person des VP-Kandidaten auszugleichen. Die Botschaft wird fokussiert, die Angriffsfläche minimiert. Gut möglich, dass Barack Obama nach diesem Motto vorgehen wird, und einen "reinforcing Veep" sucht. Aber wer könnte das sein? Dazu mehr beim nächstenmal...

2. Juni 2008

Alles neu macht der Juni

Naja, "alles" ist etwas übertrieben. Aber ich habe immerhin dem Blog ein neues Lay-Out verpasst (dabei leider versehentlich die Links gelöscht, ups) und auch ansonsten ändert sich einiges. Da ich zur Zeit mit der Vorbereitung und demnächst mit der Durchführung einer privaten und beruflichen Relokation ins Mittelfränkische beschäftigt bin, ist die Frequenz neuer Beiträge zur Zeit sehr gering, Asche auf mein Haupt.
Dafür schreibe ich demnächst mal eine ganze Serie über den Wohnungsmarkt in Erlangen und das segensreiche Wirken des Maklerstands... Und außerdem sind andere zur Zeit ja auch etwas schreibfaul, nicht wahr?