11. Juni 2008

Choosing Veeps, Teil 2

Heute schauen wir uns einmal die Kandidaten an, die Barack "Lichtgestalt" Obama derzeit wohl ebenfalls besichtigt und befragt, um eine geeignete Person für den zweiten Platz auf seinem "Ticket" zu finden. Völlig subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit würde ich folgende Personen als diskutable Kandidaten ansehen:
  • Hillary Clinton: Die unterlegene Konkurrentin aus den Vorwahlen wäre natürlich am besten dazu geeignet, bestimmte Wählergruppen (vor allem Wählerinnengruppen!) anzusprechen, bei denen Obama angeblich nicht so gut ankommt. Allerdings wäre diese Wahl mit einem hohen Risiko verbunden. Hillary ist sehr selbstbewusst und wird sich auf dem institutionalisierten Platz zwei wohl schwertun. Außerdem ist Gatte Bill - einstmals der begnadetste Wahlkämpfer seiner Generation - mittlerweile eher ein Sicherheitsrisiko. Tendenz: eher nicht.
  • John Edwards: Hat ebenfalls vieles, was Obama nicht hat. Er ist weiß, aus dem Süden und vertritt den populistisch-sozialromantischen Flügel der Partei. Allerdings klaffen Anspruch und Wirklichkeit oft auseinander (z.B. bei dreistelligen Friseurrechnungen), außerdem lässt er ein bisschen zu oft heraushängen, für wie toll er sich selbst hält. Seine öffentliche Unterstützung für Obama nach Monaten demonstrativer Neutralität kam einen Tick zu spät - zu einem Zeitpunkt, als Obama die Nominierung rechnerisch eh schon in der Tasche hatte. Tendenz: Hat schon gesagt, dass er nicht will, und das ist auch gut so.
  • Kathleen Sebelius, Janet Napolitano, Jennifer Granholm: Die Gouvernerinnen von Kansas, Arizona und Michigan kombinieren die Faktoren Frau und Regierungserfahrung. Jennifer Granholm ist allerdings in Kanada geboren, kommt also aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht in Frage. Sebelius repräsentiert einen der konservativsten Staaten der USA, die Wähler dort werden sich von ihr kaum dazu bewegen lassen, Obama zu mögen. Trotzdem: Sebelius ist von den dreien am ehesten ernsthaft im Rennen.
  • Diverse Senatoren und Ex-Senatoren aus konservativen Bundesstaaten: Evan Bayh, John Daschle, Sam Nunn, Jim Webb. Für alle gilt: Wenn sie es schaffen könnten, ihren Landsleuten Obama nahe zu bringen, wären sie eine sinnvolle Ergänzung des Ticket. Wenn! Tendenz: Evan Bayh dürfte im Rennen sein. Jim Webb ist wegen seiner Militärerfahrung aber noch interessanter.
  • Senatoren aus eher demokratischen Bundesstaaten: John Kerry (nicht wirklich, oder?), Patty Murray, Joe Biden, Chris Dodd, Jack Reed. Letzterer ist so unbekannt, dass ich bis gestern noch nie von ihm gehört hatte. Tendenz: Patty Murray ist der Geheimtipp!
  • Militärs: Neben Jim Webb (s.o.) bieten sich weitere ehemalige Generäle an, vor allem Wesley Clark. Auch ein gewisser James Jones, mir bislang ebenfalls völlig unbekannt, soll durchaus in Frage kommen.
  • Virginia: Der Bundesstaat, früher stramm republikanisch, entwickelt sich unerwartet zu einem umkämpften Battleground State. Da wäre ein VP aus Virginia vielleicht durchaus hilfreich. Also Jim Webb (s.o.), Mark Warner oder Tim Kaine. Habe ich gerade Jim Webb zum dritten Mal erwähnt? Hm...
Also, ich leg mich jetzt mal fest und sage: Jim Webb hat sehr gute Aussichten. Patty Murray ist mein Geheimtipp. Evan Bayh, Kathleen Sebelius und Wes Clark sind mit Außenseiterchancen dabei. Und wahrscheinlich wird es am Ende jemand, den keiner auf der Rechnung hatte. Oder doch Hillary.

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