14. Januar 2008

Nächste Runde

Also denn, auf zur nächsten Runde im fröhlichen Favoritenkegeln: Vorwahlen in Michigan am morgigen Dienstag! Merkwürdig ist allerdings, dass die hiesigen Medien, die bislang über das Vorwahlgeschehen in ungewohnte Ausführlichkeit berichteten, diesen Termin komplett verschweigen. Was ist da passiert?

Die Antwort ist einfach und doch wieder sehr kompliziert: US-Primaries sind eine ganz eigentümliche Sache, denn eigentlich handelt es sich ja um parteiinterne Abstimmungen, aber diese werden durchaus von staatlicher Seite organisiert und reglementiert. So gibt es zum Beispiel in New Hampshire ein Gesetz, nach dem die dortige Primary immer die erste im Lande sein muss. Weil andere Staaten seit einiger Zeit mehr und mehr ihre eigenen Primaries vorverlegen (da sie sich auf diese Weise mehr Medienaufmerksamkeit und damit Einfluss im Vorwahlkampf erhoffen), wurde auch der Termin in NH zwangsläufig immer weiter nach vorne verlegt. In diesem Jahr wäre es sogar beinahe zu einer NH-Vorwahl noch im Dezember gekommen. Auf der anderen Seite haben die Parteien (sprich: die beiden Großparteien, die "Kleinen" spielen in diesem Zusammenhang erst recht keine Rolle) ein Interesse daran, die Kandidatenauswahl nicht zu früh enden zu lassen, denn wenn der Kandidat aufgrund gewonnener Vorwahlen bereits im Frühjahr feststeht, offiziell aber erst beim Wahlparteitag im August oder September nominiert wird, unterbricht das doch ein wenig den Spannungsbogen. Ganz zu schweigen davon, dass der Gegner lange Monate Zeit hat, den bereits feststehenden Kandidaten mürbe zu schießen. Also, die Staaten wollen möglichst frühe Termine, die Parteien wollen möglichst späte.
Nun erinnere man sich an den Mechanismus dieser Vorwahlen, bei dem ja an sich Delegierte für die Parteitage bestimmt werden. Um die Vorverlegung der Wahltermine einzudämmen, haben die Parteien beschlossen, denjenigen Bundesstaaten (genauer: ihren jeweiligen Parteiuntergliederungen auf Staatsebene), die ihre Primaries "zu früh" abhalten, einfach die Delegierten zu streichen. Die Republikaner waren etwas gnädiger und haben die Zahl der Delegierten für diese Staaten nur halbiert, aber bei den Demokraten gibt es für die "rogue states" zero Delegierte. Wegen dieser Sanktionen haben auch die meisten Kandidaten in diesen Staaten keinen Wahlkampf gemacht und teilweise sogar ihre Namen vom Stimmzettel streichen lassen. Daher stehen in Michigan weder B.Obama noch J.Edwards auf dem Demokraten-Stimmzettel, wohl aber H.Clinton, die deshalb vermutlich haushoch gewinnen wird. Was aber eigentlich keinen interessiert, weil die ganze Wahl sowieso nichts bringt, jedenfalls keine Parteitagsdelegierten.

Es sei denn, ... aber damit beschäftigen wir uns morgen.

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